Momente, die es wert sind zu leben

Zugunsten des Hospizforum Düsseldorf gestalteten Christel Lueb-Pietron, Nemo und Romano Schubert am 4. November 2007 einen Abend mit Pantomime, Literatur und Saxophon in der Friedenskirche Düsseldorf.

Christel Lueb-Pietron sprach Gedichte und Texte von Mascha Kaléko, Rose Ausländer und anderen.

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Einmal sollte man

Einmal sollte man seine Siebensachen
Fortrollen auf diesen glatten Geleisen.
Man müsste sich aus dem Staube machen
Und früh am Morgen unbekannt verreisen.

Man sollte nicht mehr pünktlich wie bisher
Um acht Uhr zehn den Omnibus besteigen.
Man müsste sich zu Baum und Gräsern neigen,
Als ob das immer so gewesen wär.

Man sollte sich nie mehr mit Konferenzen,
Prozenten oder Aktenstaub befassen.
Man müsste Konfession und Stand verlassen
Und eines schönen Tags das Leben schwänzen.

Man trab so traurig mit diesem Trott.
Die anderen aber finden, dass man müsste.
Es ist fast, als stünd man beim lieben Gott
Allein auf der schwarzen Liste.

Man zog einst ein Lebenslos zweiter Wahl.
Die Weckeruhr rasselt. Der Plan wird verschoben.
Behutsam packt man sein kleines Ideal.
Einmal sollte man... (Siehe oben!)

Mascha Kaléko

Leben - das ist ein Kreis voller Ecken
ein Auf und Ab
Glück und Zerrissenheit
Durststrecken, Höhenflüge
Er- und Entmutigungen
und Momente, die dem Leben Wert geben,
Momente, die es wert sind zu leben.

Ach, was sind wir dumme Leute
Wir genießen nie das Heute.
Unser ganzes Menschenleben
Ist ein Hasten, ist ein Streben,
Ist ein Bangen, ist ein Sorgen -
Heute denkt man schon am morgen
Morgen an die spät're Zeit -
Und kein Mensch genießt das Heut' -
Auf des Lebens Stufenleiter eilt man weiter, immer weiter.

Nutz den Frühling deines Lebens
Leb im Sommer nicht vergebens
Denn gar bald stehst du im Herbste
Bis der Winter naht, dann sterbste.
Und die Welt geht trotzdem heiter
immer weiter, immer weiter...

Otto Reutter